1971 eingeweiht, schafft es die zweitgrößte Porträtbüste der Welt auf 7,10 Meter Höhe, 13 Meter mit Sockel. Der Entwurf stammt von dem sowjetischen Künstler Lew Kerbel, in Bronze gegossen wurde die Plastik in Leningrad. Für den Transport nach Chemnitz wurde sie allerdings erstmal in 95 Einzelteile zerlegt, die vor Ort wieder zusammengeschweißt werden mussten. Den mehrsprachigen Schriftzug „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“ am Gebäude dahinter hat hingegen ein regionales Künstlerkollektiv gestaltet.
Das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Seinen Namen verdankt der Turm dem Material seiner Mauern, einer rötlichen Charge des Chemnitzer Porphyrtuffs. 650 Jahre diente er als Bergfried, Sitz des Stadtvogtes, Gefängnis – bis er bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört und später als Wahrzeichen wieder aufgebaut wurde. Und heute kennt man ihn vor allem aus dem Regal in der Drogerie, denn als der VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt eine Flasche für sein Spülmittel „Fit“ entwarf, wurde der Rote Turm zur Vorlage.
Der Chemnitzer Lehrer Johann Friedrich Stahlknecht errichtete 1855 als erster ein Wohnhaus auf dem Berg und schrieb daran: „Ich hab’s gewagt“. Jahre später fand er viele wohlhabende Nachahmer, weil auf der Anhöhe die Luft viel besser war als unten in der Stadt. So entstanden zwischen 1870 und 1930 vor allem mehrgeschossige Wohnhäuser, aber auch die Königliche Gefangenanstalt, die heute wegen ihrer DDR-Geschichte als Gedenkort entwickelt wird oder das Königliche Gymnasium, das noch immer Schule ist. Wer eines der größten zusammenhängenden Jugendstil- und Gründerzeitviertel Europas sehen will, der muss den Kaßberg unbedingt durchstreifen.
Als Arbeitersiedlung entstanden und in der DDR zum Einkaufsboulevard umgestaltet, ist der Brühl heute das Revier vieler Kreativer der Stadt, aber auch Heimat von Studenten, jungen Familien und lebenslustigen Alteingesessenen. Denn es gibt Gewerbe- und Atelierräume zu günstigen Mieten, Wohnungen für jeden Geldbeutel und Pioniere... Vor allem aber machen die vielen Graffiti das Viertel besonders, in dem regelmäßige Veranstaltungen und Straßenfeste längst zum guten Ton gehören.